Nanowälder

Was sind Nanowälder?

Nanowälder sind miniaturisierte Waldökosysteme. Sie dienen zwei untrennbar miteinander verbundenen Zielen: dem Klimaschutz und einem guten urbanen Umfeld für Menschen, die in der Stadt leben. Der Verein TinyForestBerlin hat Nanowälder als einfaches Konzept für urbane Biotope entwickelt:

Die Fläche

Nanowälder wachsen auf Flächen von etwa 10 bis 100 Quadratmetern. Selbst eine verwaiste Baumscheibe reicht also aus. Die Obergrenze entspricht mit dem Platzbedarf eines Tenniscourts etwa der Einstiegsgröße der Tiny-Forest-Wälder. Nanowälder dürfen also als deren kleine Geschwister betrachtet werde.

Der Boden

Für Nanowälder sollen keinesfalls humose Böden intakter Ökosysteme umgebrochen werden. Vielmehr suchen wir urban hoch beanspruchte Flächen mit degradierten Böden aus. Diese sind meistens durch jahrelanges Betreten oder Befahren kaum oder gar nicht bewachsen, hoch verdichtet und können kaum Wasser speichern.

Die Pflanzen

Nanowälder werden aus Laubgehölzen angelegt, die natürlicherweise in der Berliner Region vorkommen. Das Bundesamt für Naturschutz nennt Gehölze gebietseigen, die sich in einer umschriebenen Region “über einen langen Zeitraum in vielen Generationsfolgen vermehrt haben”. Das ist noch strenger als der Ausdruck heimische Arten, weil es sicherstellt, dass die Pflanzen auch genetisch aus der Region stammen, in der sie dann gepflanzt werden. Baumschulen bieten für ihre Pflanzen entsprechende Herkunftsnachweise an.
Wir haben uns für ein ökologisch angepasstes und Quartett aus Stieleiche, Feldahorn, Schlehdorn und Hundsrose entschieden, welches Insekten und Vögeln Nahrung und Lebensraum bietet. Auch wirtschaftlich stellt unser TinyForestBerlin-Quartett eine attraktive Auswahl dar.

Die Aufforstung

Nanowälder werden in der vegetativen Ruhephase von November bis März gepflanzt. Es werden zwei bis drei Jahre junge wurzelnackte Pflanzen verwendet, die leicht und ohne Kunststoffkontainer ressourcensparend geliefert werden.
Etwa drei Gehölze werden auf einen Quadratmeter gesetzt. Für richtiges Einpflanzen gibt es zahlreiche Empfehlungen und Traditionen: Das Pflanzloch sollte etwa anderthalbmal so tief sein, wie die Wurzeln lang sind, sodass diese den Mineralboden erreichen – in Berlin ist Sand die Hauptbodenart. Schadhafte Wurzeln und Triebe sollen mit einer scharfen Schere abgeschnitten werden. Und neben der Hautwurzel sollten auch die feineren Verästlungen wie die abgespreizten Finger einer Hand in die Richtung des tieferen Bodens zeigen. Wo verfügbar gießen wir, auch wenn es regnet, mit ein bis zwei Litern Wasser pro Pflanze an. Das Erdreich rund um den Baum wird mit dem Absatz angetreten, auf eine Pfahlfixierung verzichten wir.
Hundsrose und Schlehe werden eher im äußern Bereich des Nanowaldes platziert, Eiche und Ahorn stehen überwiegend im Zentrum.

Der Schutz

Hundsrose und Schlehdorn besitzen Stacheln bzw. Dornen mit denen sie sich und die Gemeinschaft der Nanowälder bis vor Vandalismus und tierischen Besuchen schützen. Zusätzlich werden Nanowälder mit Holpfählen und Kokosstrick eingefriedet. Zwischen den Pflanzen sähen wir Gründungermischungen aus Phacelia, Perserklee, Gelbe Lupine, Wicke und Gelbsenf ein. Das sorgt nicht nur für Stickstoffeintrag in den Boden und lockt Bienen an, es signalisiert Passanten auch früh im Jahr, dass auf dieser Fläche etwas wächst – und hebt so die Betretungsschwelle.

Steckbrief-Nanowald

  • Anlage auf degradierten, verdichteten Böden, die Pflanzen ohne menschliche Hilfe kaum erschließen können
  • Flächen zwischen 10 und 100 Quadratmetern
  • Etwa 3 Pflanzen/m2
  • Heimische Laubgehölze (Stieleiche, Feldahorn, Schlehendorn, Hundsrose).
  • Wurzelnackte Jungpflanzen (2 bis 3 Jahre) werden im Spätherbst und Winter gepflanzt.
  • Keine Pfahlfixierung der einzelnen Pflanzen, aber Einfriedung des Nanowaldes mit Holzpfählen und Kokosstrick
  • Gründüngung z.B. mit Phacelia, Perserklee, Gelbe Lupine, Wicke oder Gelbsenf