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Systematik der Pflanzen oder, wo das Tinyforestquartett botanisch hingehört.

Etwa vierhunderttausend Pflanzenarten existieren heute auf der Erde. Wie Du in unserer Abbildung unten sehen kannst, bist – wissenschaftlich betrachtet – in Berlin vor allem von Samenpflanzen umgeben. Das gilt für einen Spaziergang durch den Grunewald genauso wie für Gärtnerarbeiten in einem Blumen-, Obst oder Gemüsegarten. Die Unterabteilung der Samenpflanzen erfasst so unterschiedliche Arten wie die Weiße Seerose (Nymphaea alba) im Feuerwehrlöschteich und den Nordmexikanischen Riesenkaktus Carnegiea gigantea. Auch die wichtigen Grundnahrungsmittel Mais, Reis und Weizen sind Samenpflanzen.

Also Pflanzen gleich Samenpflanzen? Ganz so einfach ist es nicht. Moose, Farne und Bärlappgewächse gehören zu anderen Pflanzengruppen. Sie sind auch heute noch weitverbreitet und haben in der Erdgeschichte eine erhebliche Rolle gespielt haben. Der wissenschaftliche Ausdruck einer Gruppe in der biologischen Systematik heißt Taxon.

Allerdings genügt der Stammbaum in unserer Abbildung nicht den wissenschaftlichen Standards der modernen Taxonomie. Insbesondere bilden die Längen der Linien weder die genetische Nähe der Verwandtschaft noch die korrekte Zeitachse evolutionärer Entwicklungen ab.

Wahrscheinlich als evolutionäre Fortentwicklung von Grünalgen eroberten Moose im Ordovizium, also vor etwa 490 bis 440 Millionen Jahren als erste Pflanzen das Land. Die Gefäßpflanzen entwickelten sich aus ihnen. Da die genetische Übereinstimmung dieser Abteilungen sehr weit geht, werden die Gefäßpflanzen teilweise sogar zu den Moosen gezählt. „Ohne Moos nichts los“ gilt also nicht nur für das moderne menschliche Leben, sondern ganz sicher auch für die Flora dieses Planeten. Moose kommen heute zwar auch in den Tropen und sogar in subtropischen Wüsten vor, ihre Hauptbedeutung haben sie aber in der subpolaren Tundra und in Hochmooren, wo sie den Großteil der Biomasse stellen.

Samenpflanzen, Bärlapppflanzen und Farne sind Gefäßpflanzen. Anders als die (übrigen) Moose bilden sie Leitungsbahnen, in denen sie Wasser und Nährstoffe transportieren. Im Karbon, also vor etwa 360 bis 300 Millionen Jahren, dominierten unter diesen drei Gruppen nicht die Samenpflanzen, sondern ihre taxonomischen Geschwister.

In Wäldern aus großen baumartigen Gewächsen speicherten Farne und Bärlapppflanzen große Mengen Kohlenstoffs in energiereichen Verbindungen. In Millionen Jahren gerieten ihre Überreste in weiträumigen Lagern unter die Erdoberfläche. Weil wir einen guten Teil dieser fossilen Kohlenstoffspeicher in wenigen hektischen Jahrhunderten wieder an die Erdoberfläche geholt und als Erdöl, Erdgas und Steinkohle verbrannt haben (und offenbar vorhaben, damit weiterzumachen), verändert der Treibhauseffekt heute das Erdklima.

Während die Bärlapppflanzen heute nur noch als kleine krautige Arten existieren, finden sich unter den Farnen noch einige baumartige Vertreter. Farne wachsen vor allem an schattigen und feuchten Plätzen der Tropen, z.B. am Boden des Regenwaldes.

Wie gesagt – wenn du dich nicht im tropischen Regenwald, der Tundra oder in einem Hochmoor befindest, bist du biotopmäßig von Samenpflanzen umgeben.
Ein Samen – das Merkmal dieser Unterabteilung – besteht aus einer Samenschale, dem Embryo und häufig noch einem Nährgewebe. In dem teilweise ausgetrockneten Samen befindet sich der pflanzliche Embryo in einer Wartestellung. Unter günstigen Keimungsbedingungen wächst er zu einer neuen Pflanze heran.

Unter den Samenpflanzen finden sich die beiden Klassen der Bedecktsamer und der Coniferopsida, die im Wesentlichen aus den Koniferen, also den Nadelbäumen bestehen.

Die Bedecktsamer werden oft vereinfachend als Blütenpflanzen bezeichnet (wissenschaftlicher Name: Magnoliopsida). Sie stellen mit 226.000 bekannten Arten mit weitem Abstand die größte Pflanzengruppe dar.

Stammbaum des Tinyforest-Quartetts

Evolutionsgeschichtlich trennten sich erst die Moose und anschließend die Farne von der Entwicklungslinie der späteren Samenpflanzen ab. Diese zerfallen in Nadelbäume und Bedecktsamer, welche die meisten der heutigen Pflanzenarten repräsentieren. Auch unsere vier Arten, Stieleiche, Schlehdorn, Hundsrose und Feldahorn, gehören dazu.